Eine partizipative, erweiterbare Gedenkinstallation zur namentlichen Erinnerung von weiblichen KZ-Häftlingen aus den Außenlagern von Ravensbrück in Neubrandenburg.
A participatory, expandable memorial installation commemorating the names of female concentration camp prisoners from the Ravensbrück satellite camps in Neubrandenburg.

Die Namen der gefangenen Frauen benennen – regionales Erinnern möglich machen
Die Installation auf dem Gelände des ehemaligen Lagers macht die Namen von bisher 500 Frauen sichtbar, die in den Lagern von Neubrandenburg als KZ-Häftlinge systematisch ausgebeutet wurden und zum Teil bis zu ihrem Tode Zwangsarbeit für die hier ansässige Rüstungsindustrie leisten mussten.
Jugendliche und interessierte Erwachsene aus Neubrandenburg und Umgebung gravierten über zwei Jahren, in der Pandemie von zuhause oder in gemeinsamen Workshops, die Namen eines Teils der 1.500 Frauen auf die tropfenförmige Plexiglasplatten, die von den Forscherinnen Nadja Grintzewitsch (Geschäftsführerin Dr. Hildegard Hansche Stiftung), Dr. Harry Schultz und Tino Kammerer unter Leitung von Eleonore Wolf (Stadtarchiv NB) und Dr. Constanze Jaiser recherchiert und in einer Datenbank versammelt werden konnten.
Die Installation zeigt das Ausmaß der Verbrechen der Nationalsozialist:innen in Neubrandenburg auf und unterstreicht deren Auswirkungen auf das Leben der Frauen. Mit den NamensTropfen hat die deutsch-namibische Künstlerin Imke Rust ein individuelles und generationenübergreifendes Erinnern an die Frauen ermöglicht und schon jetzt eine Vielzahl von Anlässen für eine gemeinsames aktivierendes Erinnern und eine regionale Spurensuche geschaffen. (Zeitlupe e.V.)

Naming the imprisoned women – enabling regional remembrance
The installation on the site of the former camp displays the names of 500 women who were systematically exploited as concentration camp prisoners in the camps of Neubrandenburg and some of whom were forced to perform hard labour for the local arms industry until their deaths.
Over a period of two years, young people and interested adults from Neubrandenburg and the surrounding area engraved the names of some of the 1,500 women onto teardrop-shaped plexiglass plates. During the pandemic, they worked from home or in joint workshops. The names were researched and compiled into a database by researchers Nadja Grintzewitsch (Managing Director of the Dr. Hildegard Hansche Foundation), Dr Harry Schultz and Tino Kammerer under the direction of Eleonore Wolf (NB City Archives) and Dr Constanze Jaiser.
The installation shows the extent of the crimes committed by the National Socialists in Neubrandenburg and highlights their impact on the lives of women. With the name drops, German-Namibian artist Imke Rust has created an individual and cross-generational memorial to the women. This has already provided a multitude of opportunities for joint, active remembrance and a regional search for traces of the past.
(Zeitlupe e.V.)
Ein Projekt der RAA, zeitlupe und Stadt Neubrandenburg, mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung und Landesforst Mecklenburg-Vorpommerns (Forstamt Neubrandenburg)
Read more about the official inaugauration here and see some pictures.
Das Symbol der Tropfen
Die Tropfenform kann Tränen, Regen oder Weiblichkeit symbolisieren, bezieht sich aber auch auf die Feuchtigkeit, die in den unterirdischen Baracken herrschte, weil sie undicht gebaut waren und weil Atem und Ausdünstungen der Frauen zu einem feuchten Raumklima führten.
Die bunten Tropfen bieten einen visuellen Kontrast zur Umgebung und verdeutlichen, dass das Leben der Frauen nicht nur aus ihrer KZ-Haft bestand, sondern sie ein Leben davor und im besten Fall auch danach hatten; mit schönen Erlebnissen, Familie, Freizeit und Freunden.
Imke Rust, 2021






First Public Phase
In the first phase of this project, the first 100 names have been engraved by the artist and are exhibited in a temporary exhibition at the regional library of Neubrandenburg. As further names will be researched and secured, they will be engraved by members of the public during workshops and other participatory events. Eventually all name drops will be hanged in three installations at the Waldbau place of commemoration.









Installation at the regional library, Neubrandenburg (Photos: Frau Bülow, Gedenkarbeit Neubrandenburg)
Siehe auch / Also view: 2020 FrauenSilhouetten – Gedenkort Waldbaulager KZ


Zweite partizipative Phase / 2nd Public Phase
(Text von der Seite des RAA, im ganzen nachzulesen hier: LINK)
Ein Bericht zum „Subbotnik“ im KZ-Gedenkort Neubrandenburg-Waldbau
Am 1. Oktober 2021 fand eine große Aufräumaktion für den KZ-Gedenkort Neubrandenburg-Waldbau statt, an der sich weit über 100 Personen beteiligten. Das gute Wetter war bestellt, und im letzten Moment setzte sich die Sonne bei lauen Temperaturen am Himmel durch. Freiwillige zwischen 15 und 85 Jahren, angereist aus allen Teilen der Stadt – Reitbahnviertel, Oststadt, Datzeberg, Tannenkrug, Lindenberg,…
Die ehrenamtlichen Helfer*innen scheuten auch keine Fahrten aus Waren, Röbel, Schwerin, Fürstenberg/Havel und Hamburg. Die Regionale Schule Mitte (Fritz-Reuter-Schule) war ebenso vertreten wie die Berufsfachschule vom Datzeberg, die Kolleginnen und Kollegen der RAA, die Stipendiat*innen des START-Programms, die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, wie zahlreiche städtische Einrichtungen in Neubrandenburg, so die Hochschule wie auch der Förderverein der Regionalbibliothek, das Technische Hilfswerk, der ehemalige Demokratische Frauenbund, die Partnerschaft für Demokratie und viele mehr. Der Oberbürgermeister der Stadt, Silvio Witt, ließ es sich nicht nehmen, den Teilnehmenden eine Suppe als Verpflegung zu spenden. Aber auch andere spendeten: Kuchen, Süßigkeiten, Kaffee und Tee; der BUND das Geschirr…
[…]
NamensTropfen-Gedenkinstallation der Künstlerin Imke Rust
Außerdem wurde eine NamensTropfen-Gedenkinstallation der Künstlerin Imke Rust in den Wald gebracht.
Die aus drei Stahlgestellen gebaute Installation erinnert an die Namen und die Biographien von bekannten KZ-Insassinnen des Waldbaulagers und visualisiert diese über schwebende und leuchtend bunte Acrylglastropfen.
Die namibische Künstlerin, mit Studios in Oranienburg und Namibia, hatte bereits 2019 überzeugt mit ihrer künstlerischen Gedenkarbeit der sogenannten „FrauenKamm-Silhouetten“, die bereits zum Wahrzeichen des Gedenkortes geworden sind.

Die ersten 500 Namen leuchten im Wald
Namensdaten und biographische Daten werden bereits seit Jahren teilweise aufwendig recherchiert und finden nun auf diesem Weg den Weg zurück in die Gesellschaft und in eine interessierte Öffentlichkeit.
Recherchen von Forscher*innen, wie Nadja Grintzewitsch, Dr. Constanze Jaiser, Tino Kammerer, Dr. Harry Schulz, in Zusammenarbeit mit der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und dem Neubrandenburger Stadtarchiv unter Leitung von Eleonore Wolf, förderten bislang Namen von 1.500 Frauen und Mädchen zutage.
Die ersten 500 konnten wissenschaftlich überprüft und mit Hilfe zivilgesellschaftlichen Engagements auf bunte Acrylglasscheiben in Tropfenform graviert werden.
In den vergangenen Monaten veranstalteten die Stadt, unter Leitung ihrer Beauftragten für den Gedenkstättenbereich, Bianka Bülow, und das Team von zeitlupe mit Schüler*innen der Neubrandenburger Schulen und anderen Bewohner*innen der Stadt Workshops, in denen die Teilnehmenden Namenstropfen gravierten, sich mit den Biographien von Gefangenen des Lagers beschäftigten und an ihnen Fragen der eigenen Herkunft und Identitätsbildung bearbeiteten.
NamensTropfen als Symbol einer gemeinsamen, nicht endenden Erinnerungsarbeit
Die Installation wurde jetzt, nicht zuletzt dank der Investitionsmittel der Landeszentrale für politische Bildung M-V sowie Mitteln der Freudenberg Stiftung, als offene Werkstatt und partizipatives Erinnerungsprojekt an den KZ-Gedenkort gebracht. Am Standort einer ehemaligen Baracke, in der die Frauen und Mädchen damals halb unterirdisch leben mussten, wird die Namensinstallation nach und nach erweitert.
Hierfür bedarf es weiterer Anstrengungen und Mittel, um nun die nächsten 500 zu prüfen und zu gravieren sowie weitere Namen der insgesamt mindestens 7.000 in Neubrandenburg Inhaftierten zu finden. Die Frauen stammten aus allen Teilen Europas. Ob sie in der Ihlenfelder Vorstadt oder seit 1944 auch im Nemerower Forst untergebracht waren, lässt sich nur noch in Einzelfällen ermitteln, nachgewiesen ist jedoch, dass sich mindestens 2.000 von ihnen auch im „Waldbau“ befanden.





